Eine fast schlaflose Nacht liegt hinter mir. Übermüdet und mit schweren Rucksack laufe ich Richtung Bahnhof. Eingestiegen. Ausgestiegen. Umgestiegen. Angekommen. Die Vorfreude steigt an ihren Gipfel. Ich bin aufgeregt und neugierig. Ein paar Menschen sitzen schon dort auf der Wiese unter den Bäumen. In der Luft liegt eine frische Brise Schüchternheit die sich langsam mit der Wärme der Sonnenstrahlen vermischt.
Schlafplätze werden ausfindig gemacht, Zeltstangen zusammen gesteckt und planen darüber gespannt. Meine Müdigkeit verschwindet vor lauter Aufregung.
Dann ist die Zeit gekommen, wir stellen uns einander vor. Alle zusammen sitzen wir in der großen, sicheren Jurte im Kreis und teilen, was uns hier her geführt hat. Check-In!
Im Laufe der nächsten Tags werden wir eingeführt in die bedürfnisorientierten Strukturen und Tagesabläufe. Mithilfe der Orgascheibe 4.0, so heißt das gute Stück, lernen wir uns selbstständig zu organisieren und verantwortlich für die Bedürfnisse der Gruppe zu sorgen. Für mich fühlt es sich fast schon so an, als würden wir uns alle schon seit einer halben Ewigkeit kennen.
Wir teilen, erzählen aus unseren Leben, musizieren gemeinsam am Feuer und lernen uns immer mehr wert zu schätzen. Was ein Traum denke ich mir. Wow!
Unter den so genannten herzlichen Duschen sprechen wir unsere Dankbarkeit aus. Getankt voller Anstöße setzen wir uns mit uns selbst auseinander. Wir gründen Banden und Pfartnerschaften, gehen in die Tiefe und genießen die Ruhe der friedlichen Wiese, auf der sich unser Leben abspielt. Wir träumen, planen, machen und feiern mit frischer Pizza aus dem Holzofen. Wir lernen kraftvolle Konzepte und Methoden aus der sozialen Permakultur und Wildnispädagogik kennen mit denen wir freudig am herumwerkeln sind.
Frei nach dem Spruch: „Gut genug für jetzt und sicher genug um es auszuprobieren.“ fassen wir soziokratisch unsere ersten Gemeinschaftsbeschlüsse.
Langsam aber sicher naht sich die Woche dem Ende und Ungewissheit verbreitet sich in mir. Wir beginnen zu reflektieren. Für mich ist die Zeit sehr nährend und voller Sinn. Ich bin erfüllt vom gemeinschaftlichen Sein. Gemeinsam erschaffen wir Räume in denen sich jedermensch sicher fühlen darf. Wir lauschen in uns und teilen was uns auf der Seele liegt.
Die Abende am Feuer werden länger. Ich möchte alles mitnehmen was nur geht. Hier fühle ich mich sicher und geborgen. Ein großer Teil in mir möchte nicht gehen und doch bin ich gespannt mit meinen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen in unserer Gesellschaft präsent zu sein. Über Geld muss auch noch gesprochen werden. Das machen wir allerdings noch ungern. Danach wird gefühlsmäßig ausgecheckt. Wir lassen da, was besser dort bleibt und nehmen mit, was wir brauchen damit es uns auch dort wo wir jetzt hingehen weiterhin gut geht.